Fünfachsiger Lkw erhält zweites Leben
Der Begriff Retrofit wird nur allzu oft als dankbares Schlagwort für die manchmal sehr radikale Überholung von Maschinen verwendet. Oder als Synonym für einen radikalen, willkürlichen Umbau. Was ein echtes Retrofit eigentlich immer beinhalten sollte, hat die westflämische Eurobotics mit ihrem schönen Projekt an einer fünfachsigen Maschine bei Agfa-Gevaert gezeigt.
Die Nachrüstung wurde an einer fünfachsigen Fräsmaschine mit rotierender Frässpindel aus dem Jahr 1995 vorgenommen. Diese Maschine war nie intensiv genutzt worden, wurde gut gewartet und befand sich mechanisch noch in einem relativ guten Zustand. Vor etwa zwei Jahren traten jedoch Probleme mit der Spindel auf, so dass der Kunde beschloss, auch die veraltete Elektronik überprüfen zu lassen.
Pascal Demol (Eurobotics): "Der vorhandene Schaltschrank enthielt eine Menge veralteter Technik, darunter ältere Siemens-Antriebe und Module von Heidenhain. Gleichzeitig mussten auch eine Reihe von Motoren, Gebern und Messsystemen ersetzt werden. Der Steuerungshersteller Heidenhain untersuchte die Maschine umfassend und schickte einen technischen Bericht mit einer Reihe von Empfehlungen und einem Arbeitsvoranschlag an jedes seiner AIP-Unternehmen (Acknowledged Integration Partner) in Belgien."
Letztendlich erhielt Eurobotics den Zuschlag für den Auftrag. Eine Herausforderung, die das Unternehmen gerne annahm, zumal die Maschine nicht komplett überarbeitet werden musste. Bei diesem Projekt ging es um eine sehr strategische Integration neuer Technologien, die durch ein gründliches technisches Feedback von Heidenhain unterstützt wurde. Eurobotics bereitete das Projekt in seinen eigenen Werkstätten optimal vor, so dass die Fräsmaschine bis zum Beginn der Umrüstung in Betrieb bleiben konnte.
Pascal Demol: "Wir haben uns zunächst für eine neue Tastatur mit 24-Zoll-Bildschirm entschieden. Obwohl das Heidenhain-Paket 19 Zoll vorsah, konnten wir den Kunden überzeugen, sich für einen Bildschirm zu entscheiden, der auch die Steuerung eines externen Desktops ermöglicht. Alles war gut in einem maßgeschneiderten Gehäuse untergebracht, das wir selbst gebaut haben."
Der vorhandene Schaltschrank wurde in die Hand genommen: Wo die alten Module saßen, wurde eine solide Montageplatte angebracht, auf die ein Satz moderner Schütze, eine neue SPS und Sicherheits-SPSen aufgebaut wurden. Es wurde ein modifizierter Schnittstellenstecker verwendet, so dass ansonsten alle vorhandenen Komponenten, Schaltsysteme und Verdrahtungen unverändert im Schrank belassen werden konnten. So blieb der Schaltschrank so aufgeräumt wie zuvor.
Das Gleiche wurde mit den Antrieben gemacht. Wo vorher eine ganze Batterie alter Siemens-Antriebe stand, wurde eine Platte für die Leistungs- und Antriebsmodule maßgefertigt, mit mehr Platz für die schwere Verkabelung der Motoren (Leistungsteil 55kW GEN 3 Heidenhain).
Pascal Demol: "Im Schaltschrank hinter der linken Tür ist die Platte mit der neuen SPS und den Sicherheits-SPSen. Hinter der rechten Tür befinden sich die neuen Antriebe. Ein großer Teil der ursprünglichen Schalttafel, wie eine Reihe von Schützen und Steckrelais, wird nicht mehr verwendet. Der Grund dafür ist einfach: Die alten Antriebe wurden noch über Schütze gesteuert."
In dem neuen System werden alle Freigabesignale in die SPS eingespeist. Die Schütze, die noch im Einsatz sind, dienen eigentlich nur noch für sekundäre Funktionen wie die Spanabfuhr oder für Relais, die Ventile unabhängig von der direkten Maschinensteuerung steuern. Alles Wesentliche ist in den beiden ersetzten Abschnitten gut integriert. Mechanisch gab es für Eurobotics kaum Probleme, da alle Flanschgrößen der Motoren vollkommen identisch waren. Lediglich die Wellendurchmesser waren größer, so dass hier einige außergewöhnliche Dreharbeiten erforderlich waren.
Trotzdem hat das gesamte Projekt einige Zeit in Anspruch genommen. Der umgerüstete Fünfachser hat damit einen neuen Jugendlichen bekommen und ist seit über einem Jahr störungsfrei im Einsatz.