Das Bildungswesen war lange Zeit eine Insel. Sie war das Zentrum des Wissens für junge Menschen. Mit dem Aufkommen des Internets und der sozialen Medien werden junge Menschen heute mit Informationen von allen Seiten bombardiert. Die rasante technologische Entwicklung führt dazu, dass die Arbeitswelt, in die junge Menschen eintreten, am Ende ihrer Ausbildung ganz anders aussehen wird. Aus diesem Grund haben wir vor Jahren einen neuen Weg eingeschlagen. Einen Weg, der Brücken baut, Fähigkeiten entwickelt und Talente fördert.
Raymonda Verdyck, Geschäftsführerin von GO! Education der Flämischen Gemeinschaft
Digitalisierung, Blockchain, Industrie 4.0, Augmented Reality ... in den letzten Jahren hat es neue technologische Entwicklungen nur so geregnet. Schüler und Lehrer dazu zu bringen, das gesamte Spektrum zu erfassen, ist nahezu unmöglich. Unsere Aufgabe als Bildungseinrichtungen ändert sich daher. Auch wenn die Wissensvermittlung weiterhin ein wichtiger Teil unserer Aufgabe sein wird, müssen wir vor allem die Köpfe der jungen Menschen umgestalten. Wir müssen sie auf lebenslanges Lernen vorbereiten und ihnen helfen, die dafür erforderlichen Fähigkeiten zu entwickeln. Und die gibt es durchaus. In jedem Kind steckt ein Forscher. Es geht darum, ihnen das richtige Labor zu bieten, um dieses Talent zu fördern.
Glücklicherweise bleibt die Industrie nicht abseits stehen. Mit Initiativen wie MINT und dualem Lernen unterstreichen sowohl der Bildungsbereich als auch die Wirtschaft das Bestreben, Brücken zu bauen, um eine neue Generation auf die Industrie vorzubereiten. Als Bildungseinrichtung haben wir nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung. Die Investitionen für eine CNC-Maschine beispielsweise sind im Verhältnis zu ihrem Nutzen zu hoch und die Technologie ändert sich zu schnell. In der Industrie sind diese Maschinen jedoch bereits vorhanden. Wenn wir unseren Schülern eine gute Grundlage, ein Gespür für die Praxis, eine wissbegierige Haltung und problemlösendes Denken mitgeben können, haben beide Seiten etwas davon. Dies sind Eigenschaften, die in jedem Beruf wichtig sind. Es ist schön zu sehen, dass das Interesse und der Wille in diesem Bereich wachsen.
Wenn wir diese Brücke bauen können, dann können wir uns gegenseitig als Partner stärken und unseren Zielen näher kommen. Denn sie laufen parallel. Wenn wir als Gesellschaft erfolgreich sein wollen, muss die Technik aufgewertet werden, nicht zuletzt in der Bildung. Technische Fächer sind anspruchsvoll, sind nicht nur etwas für Jungs und bereiten nicht, wie oft angenommen, auf ein Leben mit schmutzigen Händen vor. Wir müssen mit diesen Vorurteilen aufräumen. Wir müssen auf ein Umdenken setzen, und auch hier können technologische Entwicklungen Abhilfe schaffen. Die Digitalisierung wird es auch ermöglichen, virtuell mit Maschinen zu arbeiten. Aber auch in der Bildung selbst öffnet sie die Türen zu mehr Zusammenarbeit. Wenn unsere Lehrerinnen und Lehrer Unterrichtsvorbereitungen und anderes Fachwissen austauschen können, können wir voneinander lernen. Denn es geht darum, jedes einzelne Talent zur Entfaltung kommen zu lassen, den Wunsch nach lebenslangem Lernen zu simulieren. Die Samen dafür sind bereits gepflanzt worden.